Würde ich weiterlesen?
1: nach einer Seite
2: nach der Leseprobe im Heft
hier: Teil 1(Bonné, Falkner, Franzobel), Teil 2 (Helfer, Höthker, Lehr), Teil 3 (Lüscher, Menasse, Müller-Wieland)
JAKOB NOLTE Schreckliche Gewalten
1:ja
2:ja
Disclosure: In dem Fall habe ich tatsächlich sowohl nach einer als auch nach fünf Seiten weitergelesen, und dann auch gleich das Buch zu Ende. Da probiert einer mal was völlig anderes. Der erste junge Hund hier unter den ganzen alten Hasen und Häsinnen.
Es geht um die Lebensgeschichte der Zwillinge Iselin und Edvard, deren Mutter sich in einen Werwolf verwandelt und den Vater zerfleischt. Später stellt sich heraus, dass die Kinder selbst, genau wie sie befürchten- Achtung Spoiler!: Shapeshifter sind.
Die Schwester wird Mitglied einer russischen Pussy Riot artigen Gruppe, der Bruder lebt später in einem Hyänenrudel. Nicht so ganz das übliche Milieu, in dem deutsche E-Literatur sich bewegt. Bei den Amerikanern gibts natürlich eine solide Lineage an Trash Romanen und Filmen in dieser Richtung. Es erinnert (und will - ehrgeizig- erinnern :-)) z.b.an die frühen Stories von David Foster Wallace, die Filme von Cronenberg, in letzter Zeit an die Geschichten von George Saunders. In Ö an die Geschichten von Clemens Setz. Und, na klar, an die vielen verschiedenartigen Shapeshifter in "True blood".
Stil: kann man auf zwei Arten lesen. Als Sprache, mit der da ein ziemlich angeberisches, komisches, speerspitzig junges Talent auf die Kacke haut, dass es nur so spritzt und doch immer cool bleibt. Oder als hochinteressanten Versuch die innere Konstruktion der Protagonisten in der Sprache abzubilden- also die Dinge so zu erzählen, wie Wesen sie erleben würden, die so intelligent sind wie Menschen, aber von der Gefühlskonstruktion den Tieren entsprechen, in die sie sich eventuell verwandeln. dh: amoralisch sind, aber loyal den Familienmitgliedern gegenüber. Alles, was mit Sex und Konkurrenz und Status und Familenbanden zu tun hat, ebenso leidenschaftlich verfolgen wie Menschen es tun - nur "romantisch glotzen" können sie schon von ihrer Konstitution her nicht.
Hochinteressante Etüde. Lustig auch. Und am Ende- im Hyänenrudel- dann auch noch unerwartet rührend. Leseempfehlung. Für das Ganze.
Wünsche ich mir auf der Shortlist.
MARION POSCHMANN Die Kieferninseln
1: ja
2: nein
1: Ein Mann träumt, seine Frau hätte ihn betrogen. Glaubt felsenfest, dass der Traum ihm die Wahrheit gezeigt hat, stellt seine Frau zur Rede und verlässt sie. Sehr schöne Sprache, rhythmisierte Dialoge, die Sprache zieht einen weiter.
2: Die Sprache bleibt schön und ungewöhnlich. Trotzdem interessiert mich die Sache nach ein paar Seiten einfach nicht mehr. Schwer zu sagen warum. Vielleicht ist es ja auch die Zusammenstellung des Heft, vielleicht bin ich nach Werwölfen und allen Arten von Shapeshiftern von einem Mann, der nur im Flugzeug sitzt und von seiner Frau wegfliegt, einfach nicht zufrieden zu stellen.
Dieses Leseprobenheft hat seine Tücken, sobald man mehrere Texte hintereinanderliest, treten sie miteinander in Beziehung- was manchen nützt, anderen schadet.
KERSTIN PREIWUSS Nach Onkalo
1: nein
2: nein
Ein dröger Protagonist, ein Simpel. Geschrieben in diesem trocken sein wollenden Schreibschulstil. Nix für mich.
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