Mittwoch, 6. September 2017

Deutscher Buchpreis Longlist Das Leseprobenheft 3

1: ob ich nach einer Seite weiterlesen würde
2: ob ich nach der Probe im Leseprobenheft weiterlesen würde

JONAS LÜSCHER Kraft

1: ja
2: ja

1:  Seite eins macht Spaß.
Der Protagonist, Kraft, sitzt an einem Schreibtisch, kommt nicht weiter, starrt auf ein Porträt von Rumsfeld. Es folgt eine sehr pointierte, angenehm bösartige Beschreibung des Porträts-  in einer leicht altertümlichen Sprache mit arg verschachtelten Langsätzen. Aber anders als bei Gerhard Falkner (in Teil 1 meiner Longlistleseprobenbesprechung hier) erklärt hier schon der zweite Absatz, warum der Icherzähler so formuliert. Er sagt - im Kopf- zum an der Wand hängenden Rumsfeld:

"Dir zum Trotz werde ich nach einem europäischen Ton suchen".

 2: 
 Schon auf Seite 2  erfährt man, worum es geht: Kraft sitzt an diesem amerikanischen Schreibtisch, weil er die Preisfrage des "Amazing Future Fonds" zu beantworten versucht:
"Optimism for a young millenium-Why whatever is is right and why we still can improve it".
Dem Gewinner winken 1 Million Dollar und Kraft ist pleite.

Philosophiesatire also. Interessant, sowas gibts selten. Will ich lesen.

ROBERT MENASSE  Die Hauptstadt

1: jein
2: ja

1: "Da läuft ein Schwein" . Das ist der erste Satz, arg auf Effekt gebürstet. Funktioniert wie geplant, ich habe ihn schon an allen Ecken und Enden zitiert gehört. Eine Stadt also - Brüssel- und ein Schwein läuft herum. Auf Seite eins wird die erste Figur eingeführt, ein älterer Herr, der gerade aus seiner Wohnung auszieht und unten auf der Straße eben das Schwein. Ich bin gespalten-  natürlich finde ich das auch lustig, natürlich ist das der bisher spektakulärste erste Satz. Aber diese Haha mit dem mir dieser erste Satz seinen Ellbogen in die Rippen rammt ... ich weiß nicht recht. Aber ja, ok, wahrschweinlich lese ich weiter.

2: Das Schwein rennt also an einer Figur des Romans nach der anderen vorbei, so dass man auf Seite fünf bereits sechs Figuren kennen gelernt hat, anhand ihrer Reaktionen auf das Schwein. Das Schwein ist Zeremonienmeister und Fleisch gewordene Metapher- die Sau, die durchs Dorf gejagt wird. Vermutlich typisch österreichischer Humor, auf den ich wohl so säuerlich reagiere, weil ich selbst Österreicherin bin. Ich weiß, dass das "der große Roman über die EU" ist, dass Menasse jahrelang in Brüssel dafür recherchiert hat. Ich habe auch seine Essays über die EU gelesen- also lese ich weiter. Ja eh.

BIRGIT MÜLLER-WIELAND  Flugschnee

1: nein
2: nein

1 und 2:  Ist mir zu poetisch, zu schwül, zuviel schwebend wollendes Gefühl. Nix für mich.

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